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Newsletter Januar 2014

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Schwung: Newsletter Januar 2014




Liebe Leserin, lieber Leser,

ich hoffe, Sie hatten schöne Feiertage und sind gut ins neue Jahr gekommen. Für meine Fahrt in den Weihnachtsurlaub hatte ich eine Zugverbindung mit einer ungewöhnlich langen Fahrzeit erwischt. Was mich zuerst geärgert hatte, wurde zu einem besonderen Erlebnis: Der Zug fuhr eine andere Strecke als üblich – nur wenig länger, aber dafür viel langsamer. Am Beginn der Reise jagten wir noch über die Schnellstrecke. Dann ein Abzweig, und nun ging es, meist eingleisig, in gemächlichem Tempo „durch die Botanik“.

Statt eintöniger Schallschutzwände und bloßer „Gegend“ gab es plötzlich viel zu sehen. Wir fuhren mitten durch Dörfer, vorbei an Dorfkirchen, Dorfangern, Dorfteichen. Und das langsam genug, daß das Auge den vorbeiziehenden Dingen noch folgen konnte. Wo unser Zug hielt, hatten wir oft 10 Minuten oder länger Aufenthalt. Was für eine wohltuende Entschleunigung! Es war eine Fahrt wie früher, als die Bahn noch Eisenbahn hieß. Dann der Kontrast, als wir 50 Kilometer vor Berlin wieder gut ausgebaute Hauptgleise erreichten, auf denen der Lokführer alles geben konnte: Plötzlich war aller Zauber dahin. Zurück bleibt eine wohlige Erinnerung. Und eine erstaunliche Feststellung: So lang die Fahrt war, sie verging wie im Flug – ganz im Gegensatz zur deutlich kürzeren Rückfahrt auf der eintönigen Schnellstrecke.


Rationalisierung

Nanu, so viel Nostalgie zum neu anbrechenden Jahr? Keine Angst, gerade dieses Reiseerlebnis führt mich direkt zu einem sehr modernen Thema: Es war in Salzwedel. Der Zug stand bereits einige Minuten am Bahnsteig, und ich bewunderte gerade den Wagenstandsanzeiger, der nur einen einzigen Fernzug aufführte – nämlich unseren. Da schreckte mich eine automatisierte Lautsprecherstimme auf mit der Ankündigung der bevorstehenden Einfahrt unseres Zuges. Auch Salzwedel ist also ein sehr moderner Bahnhof. Doch das System hatte offenbar nicht bemerkt, daß wir den „Plan übererfüllt“ hatten und ein paar Minuten früher ankamen.

Was die Eisenbahn zur Bahn gemacht hat, war eine gewaltige Rationalisierungswelle. Viele Bahnhöfe und Haltepunkte hat sie aufgegeben. Rangiergleise und Dienstgebäude verfielen oder verschwanden. Fahrkartenautomaten haben das Personal auf den Bahnsteigen ersetzt. Oft sieht man am Rande der auf Tempo getrimmten Gleise noch Reste einer betriebsamen Zeit, als in jedem Dorf Güterwagen rangierten und auf allen Bahnhöfen Stationsvorsteher mit der rote Mütze Auskunft gaben. Die oft einzigen Bahnbeamten auf dem Bahnsteig heute sind die Schaffner, die ihren Zug abfertigen. Sie können den Reisenden keine Auskunft darüber geben, wo es denn zu den Bushaltestellen geht. Aber sie sind ohnehin immer in Eile, denn der Zug muß weiterfahren. Die Züge rollen immer schneller. Was auf der Strecke blieb, waren die Informationen.


Neue Informationsflüsse

Doch inzwischen gibt sich die Bahn auch an diesem Punkt Mühe. In Berlin feierte man gerade den Abschluß einer jahrelangen Anstrengung, alle S-Bahnhöfe mit neuen, computergestützten Fahrtrichtungsanzeigern auszustatten. Diese Anzeiger haben mich in den letzten Jahren immer wieder verblüfft, wenn sie beispielsweise über die Ankunft zweier Züge zur gleichen Zeit informierten, oder wenn der Hinweis, daß der nächste Zug hier endet, mit der Anmerkung kombiniert ist, daß eben jener Zug ausfällt.

Der Aufwand, den die S-Bahn betrieb, war enorm. Eine völlig neue Daten-Infrastruktur entstand. Entlang der Schienenwege ziehen sich nun auch leistungsstarke Datenautobahnen. Die sind mit der bloßen Fahrtrichtungsanzeige natürlich nicht ausgelastet. Sie übernehmen auch Ansagen auf den Bahnsteigen. Wie gut dieses System funktioniert, erlebte ich, als ich gerade beim Warten auf die S-Bahn ganz in Gedanken versunken war. Praktisch aus dem Nichts schreckte mich die bekannte automatisierte Stimme auf: „Eingefahrener Zug ist die S9 nach Pankow.“ Immerhin: Der „eingefahrene Zug“ war in der Ferne schon zu sehen.

Es ist leicht, sich über solche Pannen zu amüsieren. Ich will nicht lästern und nicht unzufrieden sein. Die Bahn gibt sich Mühe, und die Anzeige der noch verbleibenden Wartezeit ist wirklich ein zusätzlicher Komfort, denn sie macht das Warten erträglicher. Die ganze Technik funktioniert ja auch recht gut. Vor allem dann, wenn es um strukturierte Informationen geht, um das Regelmäßige und Offensichtliche: Daß die S9 nach Pankow die S9 nach Pankow ist. Und daß sie jetzt eingefahren ist. Was trotz des ganzen Aufwands noch hakt, sind unstrukturierte Informationen. Unregelmäßigkeiten im Betriebsablauf. Also letzten Endes Informationen, die nur der Mensch an Menschen geben kann, weil nur ein Mensch weiß, welche Informationen die Reisenden in der aktuellen Situation gerade benötigen.


Computer ersetzt Mensch?

Hier zeigt sich die Illusion, der wir in dem Hype um die Informationstechnologie aufgesessen sind: Informationen können auch ohne Zutun des Menschen fließen. Das gilt zwar für strukturierte Informationen, und das nach digitalisierten Regeln. Aber eben nicht für unstrukturierte Informationen, nicht für Reaktionen auf Geschehnisse in der realen Welt. Hier kann keine Maschine, sondern nur ein Mensch bewerten, welche Informationen relevant sind, und welche nicht. Ein treffender Satz aus einer Arztserie brachte das kürzlich auf den Punkt: „Hätten wir die Blutprobe nicht durch den Computer analysieren lassen, sondern selbst unter dem Mikroskop betrachtet, dann hätten wir die Krankheit gleich gefunden und dem Patienten viel Leid erspart.“

Der Unterschied zwischen Mensch und Computer wird am deutlichsten, wenn es um Spracherzeugung geht. Die Bahn nutzt dafür von Menschen eingesprochene Textbausteine, die der Computer zusammen mit den nötigen Sprechpausen zu stets stockend und unnatürlich klingenden Sätzen zusammenbaut. Anders in vielen Hamburger Bussen. Hier ist es eine merkwürdig androgyne Computerstimme, die Haltestellen, Anschlüsse und Umleitungen schön mit Betonung ansagt. Oft mit übertriebener Betonung, dafür nicht immer in richtiger Aussprache. Hier muß der Mensch wohl noch nachhelfen und der Computerstimme Betonung, Aussprache, Sprechpausen und dergleichen beibringen. Denn der Computer versteht nun mal nicht, was er sagt. Warum jener Mensch das nicht gleich selbst ins Mikrofon spricht? Wahrscheinlich aus demselben Grund, warum wir lieber eine SMS schreiben, statt kurz anzurufen.


Nicht ohne Mensch

So nützlich Informationsverarbeitungssysteme sind, so störend ihre Kehrseiten. Wenn das System die Abläufe starr vorschreibt, versagt es im Störungsfall. Wo ein Aufbrechen vorprogrammierter Routinen möglich sein soll, steigt die Komplexität. Sie macht den Umgang mit dem System schwieriger und fehleranfälliger. Wo ein Mensch die zusätzliche Information erst mal in das System eingeben muß, damit das System die Information an die Menschen geben kann, steigt die Produktivität nicht, sondern sie sinkt. Einfacher wird es, wenn der Mensch es – am System vorbei – direkt den Menschen sagt.

So geschieht es bei der Hamburger S-Bahn. Auch hier stocken bei Pannen Informationsflüsse zunächst. Aber es gibt einen direkten Weg: die Auskunftssäule. Ich habe mir angewöhnt, beim geringsten Anschein einer Störung sofort nachzufragen: „Der nächste Zug soll laut Anzeige erst in 15 Minuten kommen, obwohl wir 10-Minuten-Takt haben. Gibt es da eine Störung? Sollte ich lieber den Bus nehmen?“ Hier antwortet ein Mensch, der zwar vor sich einen Computermonitor hat, aber für mich die relevanten Informationen herausfiltert und in meine Situation hinein deutet. Schnell habe ich die nötige Auskunft und weiß, ob ich mit dem Bus oder der S-Bahn schneller bin. Und in der Regel kommt dann auch gleich eine entsprechende Lautsprecherdurchsage auf dem Bahnsteig – die gleiche Stimme, mit der ich eben an der Säule gesprochen habe.

Unsere Informationssysteme werden immer raffinierter und komplizierter. Sie übernehmen immer neue Aufgaben. Wir treiben immer höheren Aufwand – auch wenn der Nutzen kaum noch steigt und es statt dessen immer mehr Probleme gibt. Der große Trend der Digitalisierung – also der Computerisierung von immer mehr Lebensbereichen – ist der Versuch, einen in der Geschichte bisher in dieser Art nicht genutzten Rohstoff wirtschaftlich nutzbar zu machen: Information. Waren es bislang Kohle, Erz oder Erdöl, die für Wachstum und Gewinne sorgten, so ist es heute Information. Sie allerdings ist ein ganz besonderes Ding.


Völlig neuer Rohstoff

Information ist der erste immaterielle Rohstoff der Geschichte. Sie ist zwar stets an einen Informationsträger gebunden – ob materiell (Papier, Luft als Träger von Schallwellen, die Magnetoberfläche von Festplatten,) oder energetisch (Radiowellen, Licht). Aber das, was die Information eigentlich ausmacht – das, was sie uns „sagt“, also die in ihr enthaltene Bedeutung – ist eine immaterielle, nichtenergetische, geistige Größe. Sie kann deshalb nur vom menschlichen Geist erfaßt und verstanden werden.

Information heißt so viel wie: Einformung. Sie ist eine formgebende Kraft. Trifft sie auf Materie oder Energie, macht sie etwas damit. Es bleibt nicht unverändert. Druckerschwärze ordnet sich auf dem Papier an, Magnetisierungen auf der Festplattenoberfläche, elektrische Ladungen in Speicherchips. Licht beginnt in bestimmtem Rhythmus zu blinken, Radiowellen in bestimmter Form zu schwingen. Die Dinge sind nun auf bestimmte Weise strukturiert, geformt – eben in-formiert.

Trifft Information auf einen Menschen, macht sie etwas mit ihm. Wissen vermehrt sich, Verständnis tritt ein, Gefühle, Handlungsimpulse, Reaktionen entstehen. Der Mensch ist verändert, geformt, in-formiert. Er kann nun andere Menschen in-formieren, indem er etwas sagt, schreibt, tippt, morst, sendet. Er in-formiert damit Materie oder Energie, die dann wiederum andere Menschen in-formieren. Am Prozeß der Informationsweitergabe sind jede Menge Materie und Energie beteiligt. Hilfsmittel wie Stift, Schreibmaschine oder Computer, ebenso die Informationsträger. Die Information selbst allerdings ist immer immateriell.


Information ist überall

Doch Information ist an viel mehr Erscheinungen als „nur“ der Kommunikation zwischen Menschen beteiligt. Information ist überall da vorhanden, wo Dinge eine Form, eine als solche wahrnehmbare Struktur oder Ordnung haben. Aristoteles postulierte schon in der Antike, daß alle körperlichen Dinge eine Einheit von (formlosem) Stoff und (unstofflicher) Form seien – eine aus heutiger Sicht sehr moderne Vorstellung. Wir sprechen heute von Materie und Information.

Auch die Bibel erscheint plötzlich ganz modern, wenn es um das Phänomen Information geht: „Am Anfang war das Wort“, heißt es dort – also die Information. Das Schöpfungshandeln Gottes beschreibt die Bibel als einen Informationsfluß: Gott sprach, und es geschah. Was eben noch „wüst und leer“ war, also ohne Form und Information, bekommt nun Struktur und Ordnung: Licht scheidet sich von Finsternis, Himmel von Erde, Land von Meer. Und schließlich bricht das Leben hervor.

Leben – diese so überaus komplex geformte Erscheinungsform der Materie – ist geradezu wesensmäßig Information: Beginnend von den in den Zellen jedes Lebewesens vorhandenen Erbinformationen über vorprogrammierte Reiz-Reaktions-Muster und Instinkte bis zu den Denk- und Kommunikationsleistungen des Menschen – nichts davon wäre ohne die formende und strukturierende Kraft der Information denkbar. Der Rohstoff Information hat mehr als alle anderen Rohstoffe mit dem Leben, mit uns selbst zu tun.


Information und Vergänglichkeit

Doch die Bibel nennt auch jenen Begriff, der das Gegenteil von Information beschreibt: Vergänglichkeit. Wir haben heute dafür den schwer faßbaren wissenschaftlichen Begriff Entropie. Das ist eigentlich ein Begriff aus der Wärmelehre, der die Beobachtung beschreibt, daß heißer Kaffee in der Tasse, sich selbst überlassen, nicht heiß bleibt, sondern kalt wird, sich also der Zimmertemperatur angleicht. Sorgt Information für Struktur, Unterschiedlichkeit, Ordnung, so sorgt Entropie für Strukturlosigkeit, Gleichförmigkeit, Ordnungslosigkeit.

Das Gegensatzpaar Information – Entropie hilft vielleicht, die Widersprüchlichkeit und Unvollkommenheit unserer Welt etwas besser zu verstehen. Beide Prinzipien sind darin gleichermaßen wirksam – und wirken stets gegeneinander: das Aufbauende und das Zerstörerische. Es gibt Ordnung und Chaos, Wachstum und Zerfall, Optimismus und Pessimismus, Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod. Und es ist gut, daß es diese Gegensätze und Spannungen gibt, sonst wäre nämlich die ganze Welt nichts weiter als „kalter Kaffee“ und alles andere als lebendig.

Wenn Information so viel bewirkt und so viel mit uns macht, dann sollten wir sorgsam mit ihr umgehen. Doch das tun wir nicht. Im Gegenteil, wir verschmutzen unsere Lebenswelt noch sorgloser mit Informationen, als wir sie mit Müll und Abgasen verschmutzen. Da Information immateriell ist, läßt sie sich beliebig oft kopieren. Dadurch entsteht zwar keine wirklich neue Information, dafür prasselt die vorhandene Information vielfach auf uns ein. Fasziniert von den Möglichkeiten der Informationsverarbeitung klotzen wir mit Informationen, was das Zeug hält. Auf uns stürmt eine nicht endende Flut künstlicher Informationen ein, wie es der Mensch noch nie zuvor in der Geschichte erlebt hat.


Informationsverschmutzung

Im Mittelalter, so sagt man, habe der Durchschnittsmensch im Lauf seines Lebens eine Informationsmenge aufgenommen, wie sie heute die Wochenendausgabe einer Tageszeitung enthält. Heute sind Radio, Fernsehen, Smartphone, Internet und MP3 unsere ständigen Begleiter. Wenn wir davon ausgehen, daß Information den Menschen verändert und ver-formt, dann liegt auf der Hand, daß die Informationsmengen, mit denen wir es zu tun haben, nicht harmlos sind. Immer wichtiger werden heute die Fragen: Was lasse ich in mich hinein? Was lasse ich auf mich wirken? Was übernehme ich in mein Denken? Und daraus folgend: Was gebe ich an andere weiter? Baue ich auf oder zerstöre ich mit dem, was ich weitergebe?

Das wohl größte Informationsangebot auf allen denkbaren Kanälen liefert die Werbung. Auch wenn wir die nervigen Werbebotschaften schnell als Informations-„Spam“ abtun, haben sie schon etwas mit uns gemacht: Sie haben Verarbeitungskapazität im Gehirn beansprucht. Schon die simple Entscheidung „uninteressant für mich“ hat uns Energie gekostet. Doch meist geht viel mehr drauf: „Eigentlich brauche ich das nicht. Aber vielleicht doch? Könnte ja ganz nett sein. Aber wie teuer ist das? Ich müßte mich mal erkundigen. Aber brauche ich das wirklich? …“ Volltreffer für die Werbetreibenden! Wahrscheinlich kaufen Sie nicht – aber etwas in Ihnen ist ein-geformt. Eine erste Kerbe ist geschlagen. Das nächste Mal geht es an der gleichen Stelle weiter – und vielleicht reicht schon das übernächste Mal, daß Sie dann doch kaufen.

Neben der Werbung sind es die Nachrichten, die ständig an uns herum-formen: Krieg hier, Hunger da, Überschwemmungen dort. Das ist schlimm, aber was können wir daran ändern, da wir nun davon wissen? Nun, wir könnten spenden oder auf die Straße gehen oder eine Petition unterschreiben. Keinesfalls sollten wir das Leid anderer Menschen einfach mit Schulterzucken quittieren. Was wären wir dann für Unmenschen? Schon sind wir wieder in Überlegungen, die uns Zeit und Energie rauben. Und für die betagte Nachbarin, die ebenfalls leidet, und der wir vielleicht wirklich etwas Gutes tun können, bleibt uns weder Aufmerksamkeit, noch Zeit, noch Energie.


Energieräuber Information

Immer mehr müssen wir uns auch als mündige Konsumenten in-formieren. „Was ist in dem Lebensmittel drin, das ich gerade kaufen will? Wieviel Fett und wie viele Kalorien hat es? Wie ging es dem Tier, das dafür sterben mußte? Wo und unter welchen Bedingungen wurde es produziert? Welches Gütesiegel hat es? Und wer hat das Siegel verliehen? Taugt es denn überhaupt etwas?“ Wieder gehen uns Zeit und Energie verloren – auch für die unvermeidliche Auseinandersetzung mit Desinformation, also Information mit irreführender Bedeutung (mit einem Wort: Lüge).

Die technische Entwicklung steigert die Informationsmenge weiter: Fernsehen kommt jetzt auch hochauflösend und sogar in 3D. Informationsverschmutzung wird zum begehrten Erlebnis. Und dann ist da noch der Informationsmüll, den wir gar nicht als solchen erkennen. Fühlte es sich nicht irgendwie anstrengend für die Augen an, als Sie sich am Strahlen der schicken neuen LED-Lichterkette am Weihnachtsbaum erfreuten? Ihr Eindruck täuschte sie nicht: Im Gegensatz zu Glühlämpchen flimmern LEDs, wenn sie an Wechselstrom betrieben werden. Dieses Flimmern ist eine Struktur im Lichtfluß, etwas Geformtes, also praktisch Information – auch wenn sie keine Nachricht enthält, sondern nur ein bedeutungsloses Muster.

Die Natur kennt kein flimmerndes Licht. Wenn die Technik Licht flimmern läßt, hält das Gehirn das unwillkürlich für eine Information, die verarbeitet werden will – auch wenn am Ende herauskommt, daß sie bedeutungslos ist. Und für die Augen bedeutet Flimmern ohnehin Schwerstarbeit. Nicht ohne Grund gibt es strenge Regeln für Bildschirmarbeitsplätze aus Zeiten, als Computermonitore noch zum Flimmern neigten. Auch solche „Informations“quellen sind nicht zu unterschätzende Energieräuber. Ähnliches gilt für die sinnlosen Hintergrundanimationen im Fernsehen, ohne die Sportergebnisse oder Lottozahlen heute nicht mehr auskommen, oder für die hektische Hintergrundmusik zu Wetterbericht und Staumeldungen im Radio, oder für die allgegenwärtigen Hintergrundgrafiken bei gedruckten Texten.


Dennoch unverzichtbar

Informationen, Informationen, Informationen. Sie formen an uns herum, kosten uns Zeit, rauben uns Energie. Wir können nicht damit rechnen, daß sich diese Entwicklung bald umkehrt. Wir können auch nicht ohne weiteres der informationsverseuchten Umwelt entfliehen. Aber wir können unseren Informationskonsum bewußt reduzieren und vor allem den kleinteiligen Informationsmüll links liegen lassen. Wir können öfter mal informationsfreie Zonen schaffen, indem wir Radio, Fernsehen und Computer ausschalten, uns für Anrufer und soziale Netzwerke unerreichbar machen und Mut zur Informationslücke entwickeln. Es geht dabei nicht um Informationsverzicht, sondern um gezielte, sinnvolle, fokussierte Informationsbeschaffung: Was ist wirklich wichtig? Was muß ich wirklich wissen? Was bringt mich wirklich weiter?

Denn Information ist heute der wichtigste Rohstoff der Wirtschaft. Alles, was der Mensch schafft, war einmal Information im Sinne einer Idee oder eines Bauplans – und ist zugleich Information im Sinne von etwas Geformtem. Das Wissen, die Erfahrungen und das Können der Mitarbeiter gesellen sich heute mehr denn je zu den anderen Gütern (Maschinen, Gebäude, materielle Rohstoffe), mit deren Hilfe das Unternehmen Werte produziert. Damit gehört ein wesentlicher Teil dieser Güter nicht mehr dem Unternehmen, sondern den Mitarbeitern. Viele Unternehmen sind sich dessen noch gar nicht bewußt. Wenn sie nach alter Schule in schwierigen Situationen Mitarbeiter entlassen, geben sie damit wertvolle Informationen dahin. Ausgerechnet das, was sie eigentlich brauchten, um ihre Probleme zu lösen, geht ihnen verloren.

Andere Unternehmen haben das erkannt. Sie versuchen die Wissensschätze der Mitarbeiter abzuschöpfen und in Datenbanken zu speichern. Dort liegen sie gut – aber die Frage ist, wie sie sich nutzbar machen lassen. Computer speichern Informationen als Daten, Menschen als Wissen. Zwischen beiden gibt es einen Unterschied, der vielen vermutlich nicht bewußt ist. Daten sind statisch und unveränderlich, sie liegen im Computer, bis jemand sie abfragt. Wissen ist dynamisch und kreativ, ist verfügbar und anwendbar, kann Probleme lösen oder neues Wissen hervorbringen. Menschen wissen, was die Informationen bedeuten, und können deshalb angemessen damit umgehen. Computer sind dumm, sie verstehen das Gespeicherte nicht, sie können nur stur vorgegebene Routinen abarbeiten.


Mensch und Computer

Das ist das große Problem, das Fachleute auch bei der Konstruktion sprechender Maschinen haben. Die besagte Stimme im Bus müßte den Sinn des von ihr Gesagten verstehen, um es richtig aussprechen und richtig betonen zu können. Das setzt ein Lernen voraus – und zwar nicht formaler Art, sondern kreativer Art. Nicht ein Speichern von Ausspracheregeln, sondern ein echtes Verstehen der Inhalte. Das ist eine Leistung, die nur dem Menschen vorbehalten ist – dem eigentlichen Empfänger in der Informationsübertragungskette. Und das wiederum ist der Grund, warum selbst die raffiniertesten Computersysteme den Menschen nicht ersetzen, sondern immer „nur“ unterstützen können.

Mitgerissen vom Hype der Digitalisierung versuchen wir immer weiter, den Menschen durch immer kompliziertere Maschinen zu ersetzen. Wir sind in einer Aufbruchstimmung, in der alles machbar scheint. Doch wir bezahlen einen teuren Preis dafür. Die Zukunft der Wirtschaft wird darin bestehen, dem Menschen wieder den Raum zu geben, der ihm zusteht. Computer sind ersetzbar – der Mensch nicht. „Die Zukunft wird menschlich – oder sie findet nicht statt“, sagt der Zukunftsforscher Hans Millendorfer. Damit Sie mich nicht mißverstehen: Ich rede nicht davon, daß der Mensch den Computer ersetzen soll. Sondern ich rede davon, daß Computer und Mensch ihre jeweiligen Aufgaben haben.

Verstehen, Bewerten, Entscheiden, Kreativität, und Verantwortung sind Dinge im Umgang mit Information, die kein Computer dem Menschen abnehmen kann. Speichern, Sortieren, Durchsuchen, Verdichten und Darstellen sind hingegen Dinge, die der Computer besser erledigen kann als der Mensch. Diese Art der Aufgabenteilung dürfte zum Erfolgsrezept der Zukunft werden: Der Computer ist für die Daten zuständig, der Mensch für das Wissen. Beides gehört zusammen und ergänzt einander. Das bedeutet für die Wirtschaft: Am erfolgreichsten sind die Unternehmen, die das erkennen und den Menschen aus der Rolle des Computerknechts entlassen und ihm in der Rolle des Wissensträgers wieder den Raum geben, der ihm gebührt.


Diese Gedanken greifen ein Detail aus meinem Impulsseminar „Im Spannungsfeld zwischen Beruf und Berufung“ auf, das in dieser Ausführlichkeit keinen Platz im Seminar hat. Wenn Sie die größeren Zusammenhänge entdecken wollen und „Aha-Erlebnisse“ mögen, dann seien Sie doch am 23. Januar mit dabei! Mehr dazu weiter unten.

Herzlichst,
Ihr Reimar Lüngen



„Wir wissen nicht, woher unsere Ideen kommen. Wir wissen aber, daß wir sie nicht aus unseren Computern haben.“
– John Cleese



Inhalt

> Gegenwart: Das Leben jetzt auskosten
> Termine und Infos
> Beruflichen Wandel meistern



Gegenwart: Das Leben jetzt auskosten

Alles war bereit für Weihnachten, so daß ich mir Vormittag des 24. Dezembers einen Spaziergang gönnen konnte. Der führte mich auch an einem Einkaufszentrum vorbei. Warum nicht noch mal den weihnachtlichen Glanz darin genießen? Doch drin staunte ich: In den Schaufenstern der Geschäfte waren Mitarbeiter eilig damit beschäftigt, die Weihnachtsdekoration zu entfernen. Hoppla! Monatelang hat sich der Handel sichtlich auf Weihnachten gefreut – und nun, da das Fest endlich da ist, verschwindet aller Schmuck? Dabei dauert doch die Weihnachtszeit bis zum 6. Januar...

Die Beobachtung illustriert die große Not unserer Zeit: Wir bereiten uns stets darauf vor, demnächst zu leben. Doch wenn „demnächst“ da ist, beschäftigen wir uns schon wieder mit dem, was wiederum demnächst stattfinden würde. Es ist ja gut, sich Gedanken über das Morgen zu machen. Aber wenn wir darüber verlernen, im Jetzt zu leben, verpassen wir das Leben. So paradox es klingt: Auf unserer Jagd nach Leben laufen wir dem Leben davon.


Vergegenwärtigung

An dieser Stelle erwarten Sie von mir sicher das vielstrapazierte Wort „Achtsamkeit“. Ich werfe statt dessen das Wort „Vergegenwärtigung“ in die Runde. Sie ist ganz einfach und läßt sich ohne aufwendiges Üben sofort umsetzen: Machen Sie es sich zur Gewohnheit, in der gegenwärtigen Situation das zu entdecken, was jetzt gerade schön, besonders, dankenswert ist. Ein Seminarteilnehmer hat mich mal sehr beeindruckt mit seiner Haltung, es gebe jeden Tag mindestens eine Sache, die wirklich dankenswert ist. Es gelte sie nur zu entdecken.

Wenn Sie etwa während der feierabendlichen Heimfahrt schon überlegen, was Sie zu Hause als nächstes machen werden, wird jeder Langsamfahrer vor Ihnen, jede rote Ampel, jeder Stau zwangsläufig zum Streßfaktor. Aber was ist gerade jetzt dankenswert? Vielleicht die Lieblingsmusik, die gerade im Radio kommt. Vielleicht der kurze Seitenblick auf den herrlichen Sonnenuntergang, den Sie nun dank der roten Ampel sehen können. Vielleicht die nette Geste eines Autofahrers ein Stück vor Ihnen, der einen Wartenden aus der Nebenstraße reinläßt – wie schön, wenn Menschen freundlich miteinander umgehen.

Die Konzentration auf das Positive in einer gegebenen Situation ist nicht nur eine wirksame Möglichkeit, negativen Streß abzubauen, sondern gilt auch als wichtiger Beitrag für die Gesunderhaltung der Psyche. Probieren Sie es aus, und machen Sie eine gute Gewohnheit daraus!



Termine und Infos

Ich freue mich, endlich wieder ein Seminar mit leckerem Imbiß anbieten zu können, wie ich es früher so gern in der Kegelhof Kommunikationsküche tat. Nahrung sowohl für den Geist, als auch für den Leib – diese schöne Kombination wird es also wieder geben, und zwar mit dem Impulsseminar „Im Spannungsfeld zwischen Beruf und Berufung„ am Donnerstag, dem 23. Januar 2014, um 19:00 Uhr im Udslopen Coffee Bar & Classroom in der Dorotheenstraße 176 in Hamburg-Winterhude, nahe U-Bahn Sierichstraße.

Wie verändert sich die Arbeitswelt, und wie unsere Vorstellungen davon, wie Arbeit und wie das Leben auszusehen haben? Diese Vorstellungen stammen noch aus Kaisers Zeiten und stehen heute in krassem Widerspruch zu den Anforderungen der modernen Arbeitswelt. Hier liegt das Spannungsfeld, unter dem wir immer stärker leiden. Die Veränderungen zu verstehen, sie zusammenzudenken und ihre Enwicklungsrichtung zu erkennen, hilft, unsere Welt mit anderen Augen zu sehen und eigene Lebens- und Berufsentscheidungen fundierter zu treffen. Herzliche Einladung zu einem ermutigenden und in die Weite führenden Abend.

Bitte beachten Sie: Das Seminar beginnt – anders als meine anderen Seminare – schon zur vollen Stunde um 19:00 Uhr. Und: Wir kalkulieren mit einer Mindestteilnehmerzahl. Erreichen wir sie nicht, muß das Seminar leider ausfallen. Deshalb endet die Anmeldefrist länger vor dem Termin als sonst üblich. Anmeldeschluß ist deshalb Donnerstag, dem 16. Januar. Danach erhalten Sie, wenn Sie sich angemeldet haben, die Information, ob das Seminar stattfindet.

Mehr zum Seminar auf: www.RLuengen.de/termine/termine.html#m021


Der Startschuß in Süddeutschland ist gefallen, der Vorverkauf läuft an: Am Sonnabend, dem 15. März 2014 gibt es in Zusammenarbeit mit „Hochsensibel leben“ Ulm einen Thementag „Hochsensibilität und Berufung“ in Ulm, Haus der Begegnung, Grüner Hof 7. Beginn ist um 10:00 Uhr, Ende um 17:00 Uhr.

Die Suche nach dem richtigen Platz im Beruf und im Leben ist für viele Hochsensible eine besondere Herausforderung. Der Thementag betrachtet das Thema Berufung aus hochsensibler Sicht und gibt Impulse, der eigenen Berufung auf die Spur zu kommen. In drei großen Teilen thematisieren wir Berufung speziell für Hochsensible:

> Hochsensibilität verstehen
> Berufung entdecken
> Horizont erweitern

Eine großzügige Zeitplanung, viele Gelegenheiten zu Fragen und zum gegenseitigem Austausch sowie die Möglichkeit, auch mal in einer nahegelegenen Grünanlage durchzuatmen, gestalten den Tag bewußt nach den Bedürfnissen Hochsensibler. Herzliche Einladung zu einem inspirierenden und ermutigenden Tag in Ulm! Anmeldeschluß ist Ende Februar, bis Ende Januar gilt ein Frühbucherpreis. (Wenn Sie nicht in Süddeutschland wohnen, aber Interessierte dort kennen, geben Sie die Einladung doch weiter – vielen Dank!)

Mehr zum Seminar auf: www.RLuengen.de/termine/termine.html#m999


Immer wieder werde ich gefragt, ob es solche Seminare, wie ich sie anbiete, auch anderswo als nur in Norddeutschland gäbe. Meines Wissens nicht – aber ich würde sie auch woanders halten, wenn ich eingeladen werde. Wenn es am Ort einen Ansprechpartner oder ein Team gibt, das bei der Organisation hilft und lokal auch ein wenig die Werbetrommel rührt, dann können wir mit wenig Aufwand Großes erreichen – natürlich zu beiderseitigem Nutzen, wie bisherige Veranstaltungen zeigen. Also: Wenn Sie mich als Referent einladen möchten, dann sprechen Sie mich gern an!

Mehr zu meinen Seminarthemen auf: www.RLuengen.de/termine



Beruflichen Wandel meistern

Sie sind frustriert im Beruf? Drohen auszubrennen? Langweilen sich zu Tode? Vermissen den Sinn? Dann bleiben Sie nicht in Ihrer frustrierenden Situation! Sie riskieren sonst gesundheitliche Schäden. Warten Sie nicht, bis es zu spät ist.

Wenn Sie sich eine Veränderung nicht zutrauen oder nicht wissen, was Sie tun sollen, dann stehe ich Ihnen mit Bewerbungs- oder Berufungscoaching gern zur Verfügung: Sie entdecken, was in Ihnen steckt, gewinnen Klarheit über Ihre Möglichkeiten, wissen, welche Richtung Sie einschlagen können, verstehen, wie der Bewerbungsprozeß funktioniert und präsentieren mutig einen Lebenslauf, auf den Sie stolz sein können.

Wenn Sie sich das wünschen, dann lassen Sie sich doch zu einem unverbindlichen und kostenlosen Kennenlerngespräch einladen. Wir nehmen uns Zeit füreinander und ergründen, was Sie brauchen und was ich für Sie tun kann. Sie gehen kein Risiko ein: Nur wenn alles perfekt paßt, beginnen wir mit dem Coaching. Davor sind Sie zu nichts weiter verpflichtet.

So erreichen Sie mich:

Reimar Lüngen
Onckenstraße 11
22607 Hamburg

Tel. 040/28 41 09 45
E-Mail info@klaarkimming.org

Mehr Infos auf: www.KlaarKimming.org





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